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Arthur Levi

Er wurde geboren am 19. November 1873 in Konstanz in einer großen Familie. Die Eltern sind der Hotelier und Weinhändler Jakob W. Levi und seine Ehefrau Adelheid geb. Weil aus Freiburg. ARTHUR LEVI ist seit 1909 verheiratet mit RINA LEVI 356, ihr Mädchenname ist WEIL. Sie ist geboren am 8. Dezember 1886 in Freiburg. Am 16. Juni 1910 wird WALTER LEVI 355, als einziges Kind des Ehepaares geboren.

Nach Volks- und Realschule in Konstanz schließt sich für ARTHUR LEVI eine 2-jährige Lehre als Maurer an und anschließend die Einschreibung als Student der Architektur an der Großherzoglichen Baugewerbe-Schule in Karlsruhe. Intensives Studium bis 1899 und glänzendes Examen. Es folgt die freiberufliche Tätigkeit als Architekt in Konstanz und die spätere Niederlassung in Freiburg, wo er in der Friedrichstraße 53 die erste Wohnung mit der neugegründeten Familie bezieht und auch sein Büro einrichtet.

In der Folgezeit wird ARTHUR LEVI – nur von seinem 4-jährigen Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg unterbrochen – einer der meistbeschäftigten und führenden Architekten der Stadt Freiburg, mit dem Schwerpunkt in den beiden ersten Dekaden des neuen Jahrhunderts. Markante Beispiele: Haus Löwenstein (am Giebel oben sind beidseitig 2 Davidsterne zu sehen) in der Löwenstraße 1; der Friedrichsbau in der Kaiser-Joseph-Straße; Villa im Schwarzwaldstil in der Wintererstraße.18. Zum beruflichen Erfolg gesellen sich finanzielle Unabhängigkeit, soziales Ansehen (1926-1930 Stadtverordneter der Deutschen Demokratischen Partei DDP) und ein repräsentativer Wohnsitz in der Hildastr. 31 in der Freiburger Wiehre. Selbstverständlich kann Sohn WALTER LEVI nach dem Abitur sein Studium der Architektur in Stuttgart beginnen.

Aber die Machtübergabe der Deutschen Bevölkerung an die National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei (NSDAP) 1933 beendet abrupt die Erfolgsgeschichte der Familie LEVI. Jetzt geraten gerade diejenigen ins Visier der Nazi-Politik, die als „jüdische“ Unternehmer im Bereich der freien Berufe besondere Erfolge erzielt hatten. So hat ARTHUR LEVI 1933/34 mehrmals kurzfristige Inhaftierungen zu erdulden – ein Warnzeichen für weitergehende Repressionen. Und diese folgen unmittelbar: Anfang 1934 wird seiner Person ein berufliches Arbeitsverbot auferlegt. Das bedeutet natürlich die Aufgabe der gestalterischen Tätigkeit als Architekt, den Verlust finanzieller Einnahmen aus produktiver Arbeit und die Sicherung des täglichen Lebensunterhalts aus den Erträgen früherer Investitionen.

Die folgenden vier Jahre sind für ARTHUR und RINA LEVI von großer Hoffnungslosigkeit geprägt. Arbeitslos, von großen Teilen der Bevölkerung Freiburgs gemieden oder verachtet und als Jude ohne vollgültige Staatsangehörigkeit. All dies eröffnet der Familie keine lebenswerte Zukunft mehr, weder in Freiburg noch überhaupt in Deutschland. Sohn WALTER LEVI hat schon vor 1934 die negativen Zeichen der Zeit erkannt und ist bereits 1936 nach England geflüchtet.

Dann endlich folgt auch bei den Eltern die Entscheidung zur Auswanderung nach England – und somit auch in die Nähe zu Sohn WALTER LEVI.

In schneller Folge verkauft ARTHUR LEVI im Jahre 1938 mehrere in seinem Besitz befindliche Liegenschaften unter „arisierenden“ (erzwungenen) Verkaufs-Bedingungen – auch das Haus in der Hildastr. 31. Aber damit bessert sich die finanzielle Situation der Familie bei Antritt ihrer Flucht keineswegs: Riesige Summen müssen für JVA (Judenvermögensabgabe) und RflSt (Reichsfluchtsteuer) sowie für „Golddiskontabgabe“ (eine Steuer für den Auswanderungslift) aufgebracht werden. Wertpapiere werden eingezogen, und über Bankguthaben kann nur bei Absprache mit den behördlichen Stellen und im bescheidenen Rahmen verfügt werden. Aber es reicht für eine überstürzte Flucht aus Deutschland.

Am 14. September 1938 verlassen ARTHUR und RINA LEVI Freiburg für immer auf dem Weg nach England. Alle notwendigen Papiere, alle finanziellen und steuerlichen Auflagen sind zur Zufriedenheit der deutschen Nazi-Behörden geliefert worden. Die Eltern kommen in London mit einem Betrag von nur 10.- Reichsmark (RM) an.

In London werden beide von Sohn WALTER LEVI erwartet. Doch in dieser Stadt kann der Vater kein berufliches Einkommen mehr erzielen, sodass er und RINA LEVI von der Unterstützung des Sohnes abhängig werden. Für alle bleibt es viele Jahre lang ein kärgliches Leben in einer vom kriegerischen Geschehen dominierten Situation, in der sie als „deutsche Juden“ in Großbritannien – obwohl von den Nazis verfolgt – keine besondere Wertschätzung und Rücksichtnahme erwarten können.

Schon am 21. Februar 1945 – also noch vor Ende des Nazi-Terror-Krieges – ist ARTHUR LEVI im Alter von 72 Jahren in London verstorben.

Quellen: Staatsarchiv Freiburg, F 196/1-3812, 9057. Stadtarchiv Freiburg, K1/96,1 und 4; C4/VI/7/6 und 7.
Zusätze: ARTHUR LEVIs Bild im Original: Stadtarchiv K1 s.o. Und viele gute Originalquellen im 1. Band zu ARTHUR LEVI im Staatsarchiv s.o.
Recherche und Text : P.K., ergänzt von M.M., beide vom Projekt „STOLPERSTEINE in FREIBURG“

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