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Dr. Erika Sinauer

DR. ERIKA SINAUER wurde am 15. Juni 1896 (andere Quellen sprechen vom Jahr 1898) in Freiburg geboren. Die Juristin und Rechtshistorikerin war die Tochter des renommierten Rechtsanwalts Moritz Sinauer, Ehrendoktor der Freiburger Juristischen Fakultät, und ROSA SINAUER. Sie besuchte nach Abschluß der Hochschulreife zunächst drei Jahre lang das Lehrerinnenseminar in Freiburg. Während des Ersten Weltkrieges unterrichtete sie an der Höheren Mädchenschule in Freiburg, an der Volkshochschule in Denzlingen und an der Stühlinger Knabenschule. 1918 war sie in der Badischen Gefangenenfürsorge tätig. Nach ihrem Jura-Studium bestand sie im Frühjahr 1923 die erste juristische Staatsprüfung. Das Referendariat absolvierte sie in Freiburg und wurde 1927 als Rechtsanwältin vereidigt.

ERIKA SINAUERA trat am 2. Februar 1927 in die väterliche Kanzlei ein, die sie 1930 Übernahm. 1928 wurde die 32-jährige mit ihrer Arbeit über den Schlüssel des sächsischen Landrechts summa cum laude zum Doktor beider Rechte promoviert. Neben ihrer Tätigkeit als Anwältin betrieb sie weiterhin rechtshistorische Studien und war maßgeblich am Aufbau des Freiburger Rechtsgeschichtlichen Instituts beteiligt.

1933 erhielt ERIKA SINAUER aufgrund „nicht arischer Herkunft” Berufsverbot: Ihre Zulassung als Rechtsanwältin wurde gelöscht, sie verlor ihre Assistentenstelle am Rechtshistorischen Institut. „Wir sehen sie im Geiste noch heute, nach der ‚Machtergreifung‘ immer mehr vereinsamend, hinter Bergen von Originalen und Fotokopien im Freiburger Institut sitzen, hören noch heute ihr bezwingendes Lachen, das mit allen Insulten, auch dem Ausschluss aus der Rechtsanwaltschaft und der Verriegelung der akademischen Laufbahn fertig wurde”, erinnerte sich Generalstaatsanwalt Karl Bader 1945 an ERIKA SINAUER (Quelle 31 ), „am 22. Oktober 1940 wurde sie in das KZ Gurs deportiert. Dort wurde sie in die Baracke 23 eingewiesen. Sie bemühte sich mit Eingaben an den Flüchtlingssekretär des Ökumenischen Rates in Genf und andere Stellen um Hilfe für Mitgefangene. Sie hatte sehr viel zu tun. Als sie nach einer Decke verlangte, habe sie diese auch erhalten. Freunde hätten sie in Gurs gesehen und ihr wunderbar herzhaftes Lachen gerühmt”.

Von Gurs wurde sie schließlich in das KZ Drancy gebracht. Am 2. September 1942 wurde ERIKA SINAUER weiter mit dem Konvoi Nr. 27 in das KZ Auschwitz deportiert und vermutlich sofort nach der Ankunft, 46 Jahre alt, ermordet. Erst am 20. März 1952 erklärte das Amtsgericht Freiburg offiziell ihren Tod, als Todeszeitpunkt wurde der 8. März 1945 festgestellt.

Ihre Schwester Margarete Wagner, geborene Sinauer, verheiratet mit Dr. med. Samuel Wagner, wurde vermutlich in ein anderes berüchtigtes KZ verschleppt – nach Izbica – und auch nach dem Krieg für tot erklärt. Es gibt andererseits Hinweise, die besagen, Margarete Wagner sei über das KZ Theresienstadt in das KZ Auschwitz deportiert worden.

DR. ERIKA SINAUER was born in Freiburg on June 15, 1896 (other sources speak of the year 1898). The jurist and legal historian was the daughter of the renowned lawyer Moritz Sinauer, honorary doctor of the Freiburg Law Faculty, and ROSA SINAUER. After graduating from high school, she initially attended the teacher training seminar in Freiburg for three years. During World War I, she taught at the Höhere Mädchenschule in Freiburg, at the Volkshochschule in Denzlingen, and at the Stühlinger Knabenschule. In 1918 she was active in the Baden Prisoner Welfare Service. After studying law, she passed the first state law examination in the spring of 1923. She completed her legal clerkship in Freiburg and was sworn in as a lawyer in 1927.
ERIKA SINAUER joined her father’s law firm on February 2, 1927, which she took over in 1930. In 1928, the 32-year-old was awarded a doctorate in both laws summa cum laude for her thesis on the key to Saxon land law. In addition to her work as a lawyer, she continued to pursue legal historical studies and was instrumental in establishing the Freiburg Institute of Legal History.
In 1933, ERIKA SINAUER was banned from practicing law because of her „non-Aryan origin“: her license to practice law was canceled and she lost her assistant position at the Institute of Legal History. „We can still see her, increasingly lonely after the ‚Machtergreifung‘, sitting behind mountains of originals and photocopies in the Freiburg Institute, we can still hear her compelling laughter, which coped with all insults, including the expulsion from the bar and the barring of her academic career,“ Attorney General Karl Bader remembered ERIKA SINAUER in 1945 (source 31 ), „on October 22, 1940, she was deported to the Gurs concentration camp. There she was placed in barrack 23. She made efforts to help fellow prisoners by writing petitions to the refugee secretary of the Ecumenical Council in Geneva and other agencies. She had a lot to do. When she asked for a blanket, she received it. Friends would have seen her in Gurs and praised her wonderful hearty laugh.“
From Gurs, she was eventually taken to the Drancy concentration camp. On September 2, 1942, ERIKA SINAUER was further deported on convoy No. 27 to the Auschwitz concentration camp and was presumably murdered immediately upon arrival, at the age of 46. It was not until March 20, 1952 that the Freiburg District Court officially declared her death, and the date of death was determined to be March 8, 1945.
Her sister Margarete Wagner, born Sinauer, married to Dr. medical Samuel Wagner, was presumably deported to another notorious concentration camp – to Izbica – and also declared dead after the war. On the other hand, there is evidence that Margarete Wagner was deported to the Auschwitz concentration camp via the Theresienstadt concentration camp.

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