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Jette Judas geb. Weil

JETTE JUDAS kam am 2. Mai 1854 als JETTE WEIL zur Welt. Sie war die Mutter von Gustav Judas und lebte mit ihm, seiner Frau und den beiden Enkelkindern Carl und Anneliese und der anderen Großmutter der Kinder, ROSA REGINA BLOCH 29, in Freiburg.
JETTE JUDAS und ROSA REGINA BLOCH wohnten zusammen in der Starkenstraße 39. Gustav Judas und seine Familie in der Poststraße 6. Ursprünglich lebte die Familie in Ihringen, zog jedoch zum Teil schon 1933, und einige dann bei Kriegsbeginn, in die größere Stadt Freiburg, da die Situation für jüdische BürgerInnen durch die Nazis auf dem Lande zunehmend schwieriger wurde.

Gustav Judas entging nach der Reichspogromnacht 1938 der Deportation in das KZ Dachau, weil ein Kamerad aus dem Ersten Weltkrieg, der später Kriminalbeamter geworden war, ihn rechtzeitig warnte. Auch die zweite Deportation in das Camp Gurs, am 22. Oktober 1940, musste die Familie von Gustav Judas nicht erdulden. Dieser Kamerad, Fritz Schaffner, sorgte unter anderem auch dafür, dass die versteckt lebende Familie Judas trotz fehlender Lebensmittelmarken zu essen bekam. Fritz Schaffner half und organisierte die Flucht der vierköpfigen Familie Gustav Judas in die USA. Er besorgte Fahrkarten für den Zug nach Berlin. Von dort aus fuhr die Familie in einem plombierten Zug bis Lissabon, um dann per Schiff die Flucht in die USA fortzusetzen.

Auch die beiden Großmütter wären gerne mit geflüchtet. Doch, so berichtet der überlebende Enkel Carl Judas (heute Jaburg), die beiden hätten keine Visa mehr bekommen, weil das US State Department deren Ausgabe gestoppt hatte. „Wir konnten uns aber auch nicht vorstellen, dass man diesen zwei alten Damen etwas antun würde, deswegen waren wir sicher, wir würden sie nach dem Krieg wiedersehen“, erzählte Carl Jaburg unter Tränen bei einer Gedenkfeier an den zwei STOLPERSTEINEN für seine Großmütter. Carl Jaburg hatte seine gesamt große Familie, mit Kindern und Enkelkindern nach Freiburg eingeladen. Diese gedenkfeier ist zu sehen in dem Film von Bodo Kaiser über die STOLPERSTEINE in Freiburg (1903, Quelle 82).
Aber es kam anders als gedacht. Am 22. August 1942 wurde JETTE JUDAS von der Ludwigstraße 32 aus verhaftet und zusammen mit ROSA REGINA BLOCH 29, SOFIE BRAUN 37, ANNA REISS 238, DR.HEDWIG WEIL 268 und LINA FLEISCHMANN 69 mit dem Transport XIII/1 in das KZ Theresienstadt deportiert. Am 5. September des gleichen Jahres ist sie dort im Alter von 88 Jahren ermordet worden.

Der ständige und schreckliche Hunger, der Durst, die Ungewissheit der Zukunft und die qualvollen Verhältnisse in diesem grauenhaften Konzentrationslager Theresienstadt ließen keine der Frauen diese Zeit bis zur Befreiung überleben, sie alle wurden in KZs  ermordet.

Den Stolperstein für JETTE JUDAS verlegten Schülerinnen und Schüler der Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule Freiburg unter Anleitung ihrer Lehrerin Rosita Dienst-Demuth und Dieter Saier vom Tiefbauamt Freiburg.

 

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