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Johanna Weinheim

JOHANNA Pick kam am 3. November 1895 als Tochter von Richard Pick und Anna geb. Fleischer in Freudenstadt auf die Welt. Vier Brüder sorgten für eine bewegte Kindheit. Ihrer Ehe mit dem Kaufmann Richard Weinheim waren leider keine Kinder beschieden, so dass das Ehepaar sich entschloss, die knapp einjährige, in Leipzig geborene RENÉE 408 , die ebenfalls jüdischer Herkunft war, zu adoptieren.
Beide Ehepartner betrieben in einem in der Freiburger Talstr. 34 gelegenen und den Picks gehörenden Mehrfamilienhaus die Firma Richard Weinheim, Garne und Spinnereiabfälle, welche später zu den Modewaren Weinheim verändert wurde. Vom Beginn der 30er Jahre bis zum Verlust der Firma nach dem Tod Richards 1938 war für ein hinreichendes Familien-Einkommen gesorgt.

Der Wendepunkt erfolgte mit der „Arisierung“ ihres Betriebes 1938 nach dem Tod ihres Mannes. Nach dem zwangsweisen, unter beschämenden Bedingungen erfolgten Verkaufs der Firma und der menschenverachtenden Verfolgung durch die Nazis drängten sich JOHANNA WEINHEIM immer zwingender Fluchtgedanken auf. In den folgenden Jahren war sie vorerst zweimal aus gesundheitlichen Gründen (sie hatte verschiedene fiebersimulierende Medikamente eingenommen) von den Deportationen jüdischer FreiburgerInnen (in das KZ-Gurs 1940 und in das KZ-Theresienstadt 1942) zurückgestellt worden. Aber Verwandte in Südamerika konnten ihr kein Visum besorgen; und sie selbst traute sich nicht, mit ihrem kleinen Kind illegal über die Schweizer Grenze und damit einem ungewissen Ausgang entgegenzuleben. Ihre dringenden Auswanderungsabsichten belegt ein Schenkungsvertrag, in welchem sie am 3.10.1941 ihrer Cousine Ida Pick den gesamten Haushalt Talstraße 34 im Falle der Emigration hinterlässt. (Anlage)

Aber der drohenden Verhaftung konnten sie und ihre kleine Tochter doch nicht entkommen. Das Finanzamt Freiburg 1942 über JOHANNA WEINHEIM: „Festnahme am 29.9.1942 in ihrer Wohnung, abgeschoben am 30.9.1942 ins Generalgouvernement.“ Den Unterlagen folgend wurden JOHANNA und RENÉE WEINHEIM zuerst nach Karlsruhe und am darauffolgenden Tag, dem 30.9. nach Darmstadt gebracht. Von dort wurde der große convoi von über 900 vorwiegend hessischen jüdischen Betroffenen am gleichen Tag einem unbestimmten Ziel entgegengeführt. Mutter und Tochter WEINHEIM waren darunter: „Die beiden Jüdinnen Weinheim sind in dem mit meiner Verfügung vom 4.11.1942 … mitgeteilten Verzeichnis der am 30.9.42 nach dem Generalgouvernement abgeschobenen Juden unter Nr. 44 und 45 aufgeführt.“ (Oberfinanzpräsident Baden, Karlsruhe am 24.9.1944).
Ungewissheit bleibt über den Zielpunkt dieses Ermordungstransportes. Der unter der Zugnummer DA 84 geführte Transport ist vielleicht in den Distrikt Lublin, doch wohl eher in den Distrikt Warschau mit dem KZ-Treblinka gegangen – letzte Gewissheiten liegen leider noch nicht vor.
Nach ihrer Ankunft wurden Mutter und Tochter vermutlich sofort in den Gaskammern ermordet. Nach dem Krieg wurden sie offiziell zum 31.10.1942 für tot erklärt. JOHANNA WEINHEIM war 46, ihre Tochter RENÉE 6 Jahre alt.

Quellen: Staatsarchiv Freiburg F 196/1 -06117. Sekundär: Andrea Brucher-Lembach,„ …wie Hunde auf ein Stück Brot“. Die Arisierung und der Versuch der Wiedergutmachung in Freiburg. Bremgarten 2004. Www.statistik-des-holocaust.de/list-ger-swd-420929.html.
Link: der Schenkungsvertrag 3.10.1941 mit ihrer Cousine im Original, Staatsarchiv Freiburg s.o.

JOHANNA Pick was born in Freudenstadt on 3 November 1895 as the daughter of Richard Pick and Anna née Fleischer. Four brothers ensured an eventful childhood. Unfortunately, her marriage to the merchant Richard Weinheim did not result in any children, so the couple decided to adopt RENÉE 408 , who was born in Leipzig and was also of Jewish origin.

Both spouses ran the company Richard Weinheim, Garne und Spinnereiabfälle (yarns and spinning waste), which was later changed to Modewaren Weinheim, in an apartment building located at Talstr. 34 in Freiburg and owned by the Picks. From the beginning of the 1930s until the loss of the company after Richard’s death in 1938, a sufficient family income was provided.

The turning point came with the „Aryanisation“ of her business in 1938 after the death of her husband. After the forced sale of the company under shameful conditions and the inhuman persecution by the Nazis, JOHANNA WEINHEIM’s thoughts of escape became increasingly compelling. In the years that followed, she had been postponed twice from the deportations of Jewish Freiburg residents (to the concentration camp Gurs in 1940 and to the concentration camp Theresienstadt in 1942) for health reasons (she had taken various fever-simulating medicines). But relatives in South America could not get her a visa; and she herself did not dare to cross the Swiss border illegally with her small child and thus face an uncertain outcome. Her urgent intentions to emigrate are evidenced by a donation contract in which she bequeathed the entire household at Talstraße 34 to her cousin Ida Pick on 3 October 1941 in the event of emigration. (enclosure)

But she and her little daughter could not escape the threat of arrest. The Freiburg Tax Office 1942 on JOHANNA WEINHEIM: „Arrested on 29.9.1942 in her flat, deported on 30.9.1942 to the Generalgouvernement.“ According to the documents, JOHANNA and RENÉE WEINHEIM were first taken to Karlsruhe and on the following day, 30 September, to Darmstadt. From there, the large convoy of over 900 mainly Hessian Jewish victims was led to an undetermined destination on the same day. Mother and daughter WEINHEIM were among them: „The two Jewish women Weinheim are listed in the list of Jews deported to the Generalgouvernement on 30.9.42 under No. 44 and 45, which was communicated by my order of 4.11.1942.“ (Chief Finance President Baden, Karlsruhe on 24.9.1944).

The destination of this murder transport remains uncertain. The transport listed under the train number DA 84 may have gone to the Lublin district, but more likely to the Warsaw district with the concentration camp Treblinka – unfortunately, final certainties are not yet available.

After their arrival, mother and daughter were probably murdered immediately in the gas chambers. After the war, they were officially declared dead on 31 October 1942.

JOHANNA WEINHEIM was 46, her daughter RENÉE 6 years old.

Sources: State Archives Freiburg F 196/1 -06117. Secondary: Andrea Brucher-Lembach,“ …wie Hunde auf ein Stück Brot“. The Aryanisation and the Attempt at Reparation in Freiburg. Bremgarten 2004. www.statistik-des-holocaust.de/list-ger-swd-420929.html.

Link: the donation contract 3.10.1941 with her cousin in the original, State Archives Freiburg see above.

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