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Louis Kaufmann

LUDWIG (LOUIS) KAUFMANN (A) wird am 13. Mai 1889 in Lichtenau Kreis Kehl geboren, seine Eltern sind Max Kaufmann und Rosa geb. Bikard. LUDWIG KAUFMANN ist verheiratet mit YVONNE KAUFMANN geborene NETTER 343, die am 14. April 1884 in Altkirch (Elsass) geboren ist. Die Eheleute haben den Sohn MANFRED KAUFMANN 342 , geb. am 7. Oktober 1923 in Bühl/Baden.

LUDWIG KAUFMANN absolviert die Realschule Rheinbischofsheim 1899-1904, dann bis 1907 eine kaufmännische Lehre beim Teppichgeschäft Alfred Blum in Karlsruhe. Es folgen verschiedene Anstellungen in den Teppichabteilungen der „Jüdischen“ Kaufhäuser Tietz in Karlsruhe, Knopf in Freiburg und dem Louvre in Straßburg. Im Alter von 25 Jahren erlebt er dann die Einziehung zum Heeresdienst und muss als deutscher Soldat am Ersten Weltkrieg teilnehmen.

Nach dem Krieg führt er lange Jahre das elterliche Getreidegeschäft in Bühl fort, was er dann aber 1929 aufgeben muss. Dazu zwang ihn zum einen der wachsende Judenhass unter den Lokalpolitikern der mittelbadischen Stadt, die sich mit antisemitischen Äußerungen gegen seine Familie und das Geschäft meinten profilieren zu können. Hinzu kam die allgemeine Konjunkturlage in der Weltwirtschaftskrise 1930/1931, die LUDWIG KAUFMANN schließlich finanziell den geschäftlichen Boden unter den Füßen wegzog.
Schon im gleichen Jahr startet er einen Versuch, sich beruflich neu zu orientieren: Er heuert bei der Victoria-Versicherung in Freiburg an. Dort leistet er als erfahrener Kaufmann sofort erfolgreiche Arbeit und verdient gutes Geld.
Der Bruch nach diesem hoffnungsvollen Neubeginn geschieht bereits 1934, als der Arbeitgeber ihn aus seiner „selbständigen Erwerbstätigkeit als hauptberuflicher Vertreter im Außendienst mit der VV-Geschäftsstelle Freiburg“ aus „rassischen Gründen“, weil er die jüdische Religion hat, entlässt. Nun hat die Familie kein geregeltes Einkommen mehr, muss vom Ersparten leben und sogar die Kündigung der Wohnung in der Zähringerstraße 48 hinnehmen, weil schnell Mietrückstände entstanden waren.
Jetzt spielt in der familiären Diskussion das Thema „Emigration“ die dominierende Rolle. Es liegt nahe, Frankreich als Ziel anzusteuern, da YVONNE KAUFMANN aus dem benachbarten Elsass stammt und erst durch ihre Heirat (auch) die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt hat. Und so gelingt am 5.11.1935 die Flucht nach Mulhouse mit ihrem Hausrat überraschend schnell und ohne Komplikationen. Weniger erfolgreich verläuft hingegen die Gründung eines Uhren- und Radiogeschäftes von LUDWIG KAUFMANN im Reisehandel (Espargniola), das in der kurzen, vierjährigen Zeit seines Bestehens im Exil-Land Elsass nur Investitionen erfordert aber kaum Erträge abgeworfen hat. Die düsterste Zeit von LUDWIG und YVONNE KAUFMANN ist mit den Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges verbunden:

  • Mit ihrer Internierung als „Juden“ in Langres, dann Vichy, später in Marseille.
  • Einzig ihr Sohn MANFRED KAUFMANN kann durch seine neue Anstellung bei einem Marseiller Transportgeschäft den Eltern finanziell zur Seite stehen.
  • Dramatisch dann die Geschehnisse nach der Besetzung der freien Zone im Süden Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht. Das wird von YVONNE KAUFMANN 343 später detailliert geschildert.

Nach dem Krieg schließt sich die Rückkehr nach Mulhouse in die 22 rue Sainte Claire ab. Erneut versucht LUDWIG (jetzt LOUIS) KAUFMANN eine Vertriebsfirma für Uhren und Radios zu gründen (Etablissements universels). Auch dieser Versuch scheitert am Mangel an Investitionskapital. Mit einem allerletzten Versuch der Existenzfindung versucht er, an eine erfolgreiche Phase seiner früheren Geschäftstätigkeit anzuschließen: Zum 11.01.1954 datiert ein Anstellungsvertrag, welche die Victoria-Versicherung Freiburg mit LOUIS KAUFMANN als altem/neuen Angestellten schließt. Dieser Neustart, der viel Aufwand und Schriftverkehr produziert (u.a. mit dem Landesamt für die Wiedergutmachung in Freiburg über die Bereitstellung eines PKWs, eines Büros und einer Wohnung in Freiburg), endet nach einem halben Jahr wegen Erfolglosigkeit. LOUIS KAUFMANN zieht später aus seiner letzten Freiburger „Geschäfts“- Wohnung Waldhof- Straße 15 aus und wohnt fortan ohne berufliche Herausforderung in der Mulhouser Rue Sainte Claire. LUDWIG (LOUIS) KAUFMANN verstirbt am 4. Oktober 1966 im Alter von 77 Jahren in Mulhouse.

Quellen: Staatsarchiv Freiburg F 196/1-5793, -5794 und -10921.
Zusätze: siehe Yvonne Kaufmann 343.

Recherche und Text: P.K., STOLPERSTEINE in FREIBURG.

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