Manfred Kaufmann
MANFRED KAUFMANN wird am 7. Oktober 1923 in Bühl geboren; seine Eltern sind LUDWIG KAUFMANN 341 , geb. 1889 in Lichtenau Kreis Kehl und YVONNE KAUFMANN geborene Netter 343 , geb. 1884 in Altkirch, Elsaß. MANFRED KAUFMANN ist ihr einziges Kind. Nach der Volksschule in Bühl besucht er bis 1935 die Lessingschule in Freiburg, wo der Vater ab 1930 ein neues berufliches Tätigkeitsfeld bei einer Versicherung gefunden hat.
Nach der Emigration der Familie 1935 infolge des antisemitischen Terrors, den das nationalsozialistische Regime auf die Jüdischen Geschäftsleute – auch in Freiburg -ausübt, setzt MANFRED KAUFMANN seine schulische Laufbahn an einer Realschule in Mulhouse fort, die er mit der „Mittleren Reife“ abschließt. Doch der Kriegsausbruch unterbricht seine weitere berufliche Orientierung. Die Internierung als „jüdische“ Deutsche, zu der die Familie 1940 in Vichy und Marseille gezwungen wird, gibt seiner Zukunft eine völlig neue Richtung.
In Vichy kann MANFRED KAUFMANN kurzfristig als angestellter Verkäufer für Herrenmode die arbeitslosen Eltern finanziell etwas unterstützen. Erst in Marseille jedoch wird er seine herausragenden Fähigkeiten einbringen können. Dort arbeitet er vom 1.8.1941 bis Januar 1943 als kaufmännischer Angestellter der Transportfirma Plantade & Brunot, 187 Avenue Roger Falengo. Die Firma honoriert seine Arbeit mit guter Bezahlung und bescheinigt ihm seine brillanten Leistungen auch schriftlich.
Für ihn selbst bedeutet dies die Bestätigung seiner wichtigen Rolle für das wirtschaftliche Überleben und die Sicherung einer menschenwürdigen Wohnung für die Familie in der „Rue Espérant Dieu“ in Marseille – eigentlich ein hoffnungsvoller Name für eine ebensolche Zukunft.
Doch die Tragödie beginnt mit einem Termin am 15.1.1943 in einem Polizeibüro im inzwischen von den deutschen Nazis besetzten Marseille, wo alle Betroffenen den „Judenstempel“ auf ihren Ausweisen erneuern (?) lassen müssen. Im Verlauf des dramatischen Geschehens wird MANFRED KAUFMANN als Geisel für seine Familie verhaftet ( – siehe YVONNE KAUFMANN 343 ). Für ihn selbst gibt es keine Chance auf Rettung mehr. Zuerst in Compiègne festgehalten, wird er Wochen später in das den Deportationen in den Osten vorgeschaltete französische Lager KZ-Drancy verschleppt. Von dort erreicht eine letzte Postkarte die Eltern, abgeschickt am 22.3.1943: „Meine lieben Eltern …unglücklicherweise habe ich das Paket, welches
ihr nach Compiègne geschickt habt, nicht erhalten. Schickt mir kein Paket mehr, da wir morgen früh nach Metz transportiert werden. Das ist schade, daß ich keinen Verpflegungszuschuß für die Reise habe. Adrienne hat mir ein Paket geschickt auf ihre Kosten, seid so gut und dankt ihr in meinem Namen. Bestellt auch Grüße im Büro. Ich glaube, daß Robert keinen davon unterrichtet hat.
Auf baldiges Wiedersehen und viele Grüße und Küsse Euer Manfred“.
Am Tag darauf erfolgt seine Deportation vom KZ-Drancy aus in den Osten. Dort wird MANFRED KAUFMANN im KZ -Majdanek mit großer Wahrscheinlichkeit am 30. März 1943 im Alter von 20 Jahren ermordet.
Quellen: Staatsarchiv Freiburg, F 196/1-5793, -5794 und alle Akten der Eltern LUDWIG und YVONNE KAUFMANN.
Recherche : P.K. STOLPERSTEINE in FREIBURG.