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Moritz Weil

Geboren am 24. April 1895 in Freiburg (oder Mannheim), seine Eltern sind Emanuel Weil und Ida Weil geb. Odenheimer. Von Beruf ist er Kaufmann. Er ist verheiratet mit MARIANNE WEIL 407 geborene Hirschler, geb. am 3. August 1904 in Mannheim. Das Ehepaar hat zwei Kinder, die Zwillinge Hans-Peter und Robert, welche 1927 auf die Welt kommen. Die Familie wohnt (bis 1935) in der Poststr. 5 im eigenen Haus.

In die von seinem Onkel Heinrich Weil 1883 in Freiburg gegründete Papiergroßhandlung tritt MORITZ WEIL 1922 zusammen mit seinem Vater Emanuel als gleichberechtigte Teilhaber ein; nach dem Tod des Vaters rückt er Anfang 1933 als Alleininhaber an die Spitze des Unternehmens. Es handelt sich um ein außerordentlich erfolgreiches Geschäft auf zwei Standbeinen: Zum einem mit Einzelkonsumenten, Buchdruckereien, ethnographischen Kunstanstalten und Verlegern betreffs Papieren verschiedenster Ausstattung und Güte; sodann mit Aluminiumwerken, an welche Spezialpapiere zur Weiterverarbeitung mit dem Rohstoff geliefert werden. Die breite Produktionspalette bedingt dann auch zwei Warenlager: Ein dreistöckiges Gebäude befindet sich in der Rosastr. 7b hinter den Büros, für ein weiteres Lager werden Räume am Güterbahnhof gemietet. In den besten Jahren erzielen die Inhaber der Papier Weil, Heinrich, Rosastr. 7b ein stolzes Einkommen von 80.000 – 100.000 Mark im Jahr.

Doch mit dem Jahr 1933, der Machtübergabe an die Nazis, beginnt wegen der schnell einsetzenden Diskriminierung der „jüdischen“ Bevölkerung auch der drastische unternehmerische Einbruch der Firma. Noch kann das Geschäft mit den Aluminiumwerken wegen seiner Monopolstellung die Verluste des anderen Zweiges halbwegs kompensieren. Aber der gesamtgeschäftliche Niedergang ist unaufhaltsam und erfordert schmerzliche Entscheidungen:

  • Am 28.2.1936 erfolgt die „Arisierung“ des ersten Teilbereichs der Firma an den Ettlinger Kaufmann Albert Schneider, bereits Mitinhaber einer Papiergroßhandlung, für den der Freiburger Ableger künftig als Filiale im Süden liegt;
  • Am Ende des Jahres 1936 wird dann auch der 2., besonders ertragreiche

Firmenanteil an dieselbe Ettlinger Firma Schneider zwangsübertragen („arisiert“). Zu Anfang noch mit gemeinsamer Geschäftstätigkeit und unter Berücksichtigung des Kundenschutzes für beide Parteien („Konkurrenzklausel“).

Wohl in der Hoffnung auf bessere Zeiten hatte MORITZ WEIL 1935 das Freiburger Hausgrundstück/Villa Kunigundenstr. 16 (heute Prinz-Eugen-Straße 26) zum gemeinsamen Besitz mit seiner Ehefrau erworben. Doch spätestens nach dem vollständigen Verlust beider Firmenteile dürfte der Entschluss zur Flucht aus Deutschland alle anderen Überlegungen zur geschäftlichen und privaten Zukunft in Deutschland zunichte gemacht haben.
In dieser Konsequenz flüchtet die Familie vom 6.-8. Februar 1938 nach Basel. Doch wird die Schweiz nur als Sprungbrett für die weitere Emigration nach Amerika betrachtet. Ihr Ziel von der Überlegung geleitet, die gewaltigen finanziellen Transaktionen, die mit dem weitverzweigten Vermögen der WEILs zusammenhängen, noch halbwegs erfolgreich über die Bühne zu bringen. Dazu dient eine kleine Filiale des WEILschen Unternehmens in Basel; dorthin können noch um 1937 erhebliche Beträge transferiert werden und bleiben somit von der weiteren Beschlagnahmung und von der Berechnung der fälligen Abgaben (JVA und RflSt) verschont. Ohnehin werden für diese Zwangsabgaben 162.000 Reichs-Mark vom NS-Staat kassiert und von MORITZ WEIL zur Verfügung gestellt.

Im September 1938 verlässt die gesamte Familie Basel und reist über Frankreich nach Holland. Mit der New Amsterdam geht es über New York und von dort mit der City of Baltimore durch den Panamakanal nach San Francisco, wo sie eine neue Heimat findet.
In den USA übt MORITZ WEIL keine Erwerbstätigkeit mehr aus. Den Lebensunterhalt gewährleistet ihm und seiner Familie die Vermietung eines großen eigenen Hauses, welches er in Kalifornien erwerben kann.

MORITZ WEIL verstirbt am 5. April 1984 in San Francisco im Alter von 89 Jahren.

Quellen: Staatsarchiv Freiburg, F 196/1-2912; Or 501/49, 165/49 und 166/49. Sekundär: Brucher-Lembach, Andrea, „ …wie Hunde auf ein Stück Brot“. Die Arisierung und der Versuch der Wiedergutmachung in Freiburg, Bremgarten 2004.

Ergänzungen: Im Bereich der Restitution der geschäftlichen Objekte werden mit der Firma Schneider 1949 Vergleiche in Anerkennung der loyalen Vertragsverhandlungen vor dem Krieg erzielt.

Born on 24 April 1895 in Freiburg (or Mannheim), his parents are Emanuel Weil and Ida Weil née Odenheimer. He is a merchant by profession. He is married to MARIANNE WEIL 407 née Hirschler, born on 3 August 1904 in Mannheim. The couple has two children, the twins Hans-Peter and Robert, who are born in 1927. The family lives (until 1935) in their own house at Poststr. 5.

MORITZ WEIL joins the paper wholesaler founded by his uncle Heinrich Weil in Freiburg in 1883 together with his father Emanuel as equal partners in 1922; after his father’s death he becomes the sole owner of the company at the beginning of 1933. It is an extraordinarily successful business on two footholds: On the one hand, with individual consumers, book printers, ethnographic art institutions and publishers concerning papers of the most varied design and quality; on the other hand, with aluminium works, to which special papers are supplied for further processing with the raw material. The wide range of production necessitates two warehouses: a three-storey building is located at Rosastr. 7b behind the offices, and rooms at the goods station are rented for another warehouse. In the best years, the owners of Papier Weil, Heinrich, Rosastr. 7b earn a proud income of 80,000 – 100,000 marks a year.

But in 1933, with the handover of power to the Nazis, the company’s business also begins to collapse drastically due to the rapid discrimination against the „Jewish“ population. Because of its monopoly position, the aluminium plant business can still compensate for the losses of the other branch. But the overall business decline is unstoppable and requires painful decisions:

  • On 28 February 1936, the first part of the company is „Aryanised“ to the Ettlingen merchant Albert Schneider, already co-owner of a paper wholesaler, for whom the Freiburg branch will in future be a branch in the south;At the end of 1936, the second, particularly profitable part of the company is forcibly transferred („aryanised“) to the same Ettlingen company Schneider.
  • At the beginning, business was conducted jointly and both parties were protected as customers („competition clause“).

Probably in the hope of better times, MORITZ WEIL had acquired the Freiburg house property/villa Kunigundenstr. 16 (today Prinz-Eugen-Straße 26) in 1935 for joint ownership with his wife. However, at the latest after the complete loss of both parts of the company, the decision to flee Germany probably nullified all other considerations about the business and private future in Germany.

As a consequence, the family flees to Basel from 6-8 February 1938. But Switzerland is only seen as a stepping stone for further emigration to America. Their goal is guided by the consideration of still being able to manage the enormous financial transactions connected with the WEILs‘ widespread fortune halfway successfully. A small branch of the WEIL company in Basel serves this purpose; considerable sums can still be transferred there around 1937 and thus remain spared from further confiscation and from the calculation of the levies due (JVA and RflSt). In any case, 162,000 Reichs Marks are collected by the Nazi state for these compulsory levies and made available by MORITZ WEIL.

In September 1938 the entire family leaves Basel and travels via France to Holland. With the New Amsterdam they go via New York and from there with the City of Baltimore through the Panama Canal to San Francisco, where they find a new home.
MORITZ WEIL no longer works in the USA. He and his family earn their living by renting out their own large house, which he is able to purchase in California.

MORITZ WEIL died on 5 April 1984 in San Francisco at the age of 89.

Sources: Staatsarchiv Freiburg, F 196/1-2912; Or 501/49, 165/49 und 166/49. Sekundär: Brucher-Lembach, Andrea, „ …wie Hunde auf ein Stück Brot“. Die Arisierung und der Versuch der Wiedergutmachung in Freiburg, Bremgarten 2004.

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