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Richard Feist

RICHARD FEIST (auch Faist oder Faißt) wurde am 25. Februar 1874 (auch 1871) in Frankfurt geboren. Sein Vater hieß Eduard Feist. Von 1926 an arbeitete RICHARD FEIST als Rechtsanwalt am Freiburger Landgericht. In seinem Vortrag über die „jüdischen“ Rechtsanwälte in Freiburg in der NS-Zeit äußerte sich der hiesige Rechtsanwalt und Stadtrat Michael Moos: „Richard Feist war in Freiburg Amtsgerichtsrat. Er schied im Alter von 55 Jahren aus dem Justizdienst aus und wurde am 12.März 1926 als Rechtsanwalt beim Landgericht zugelassen. Im Freiburger Adresskalender 1933 ist er noch in der Liste der Rechtsanwälte aufgeführt. 1934 nicht mehr.“ (Quelle 31, S. 12).

Gemeinsam mit seiner Frau MATHILDE FEIST geb. HOLLÄNDER lebte RICHARD FEIST von 1935 bis 1940 im eigenen Haus in der Schöneckstraße 6. Obwohl er schon lange zum evangelischen Glauben konvertiert war, wurde er von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt, gedemütigt und konnte ab 1933 seinen Beruf als Rechtsanwalt nicht mehr ausüben. Diese „Entlassung“ geschah durch die Nazis, die das sog.“Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ initiierten, um alle die Menschen, die die Nazis als „Juden“ einordneten, aus den Ämtern, Kanzleien, Arztpraxen und Kliniken, dem Schuldienst und den Universitäten zu vertreiben.

Am 22. Oktober 1940 wurde RICHARD FEIST, zusammen mit seiner Frau und mehr als 6.400 Menschen mit „jüdischer“ Religion aus Baden und der Saarpfalz verhaftet und deportiert. Er wurde zuerst in das KZ-Lager Gurs gebracht und dann später weiter nach Chambery. Warum das Ehepaar FEIST gerade nach Chambery gebracht wurde, läßt sich z.Z. nur vermuten. Ist es das große Gesundheitszentrum in der Stadt gewesen in dem ihnen geholfen werden sollte? Ist es die große Hilfsbereitschaft der BewohnerInnen der Stadt gewesen, von der man seinerzeit wusste, dass sie bereit sind „jüdische“ Verfolgte zu verstecken? Von diesen Chambery-EinwohnerInnen sind – nach dem Nazi-Terror – mehr als 20 als „Gerechte unter den Völkern“ durch den Staat Israel geehrt worden.

Am 8. Februar 1944 hat die Gestapo eine große Razzia in Chambery durchgeführt und viele Helfende des OSE-Büros (Jüdische Kinderrettungsorganisation) der Stadt Chambery verhaftet, deportiert und in KZs ermordet. Auch die Résistance (Französische Widerstandsorganisation) war in diesem nahe der Schweizer Grenze liegenden Gebiet sehr aktiv. Durch die verschiedenen Umstände und die jahrelange Verfolgung und Bedrohung durch den jederzeit möglichen Tod konnte RICHARD FEIST die Befreiung nicht erleben. Sein Todestag wird mit dem 8. Februar 1945 in Chambery angegeben. Er wurde 71 Jahre alt.

In dem Buch „… wie Hunde auf ein Stück Brot“ von Andrea Brucher-Lembach ist nachzulesen, wie andere Freiburger Bürger vom Leid des Paares profitierten:

„Etwa einen Monat nach der Deportation der Freiburger Juden kaufte Wilhelm Zimber das Haus des Rechtsanwaltes Richard Feist in der Schöneckstraße 6. Er hatte schon vor der Deportation (nach Gurs, M.M.) mit Feist verhandelt. Nun brachte er mit Hilfe der Freiburger Polizeidirektion, die seit der Deportation für das zurückgelassene Vermögen der Juden zuständig war, den Kaufvertrag zum Abschluss. Das Mobiliar von Richard Feist und seiner Frau Mathilde wurde teilweise von der Familie Zimber übernommen, der Rest von Gerichtsvollzieher Fischer versteigert. Schon im Dezember 1940 konnten die Zimbers einziehen. Derweil kämpften Richard und Mathilde Feist, die beide schon über 60 Jahre alt waren, in Gurs ums Überleben. Richard Feist starb im Februar 1945 in einem Lager in Frankreich, seine Frau überlebte den Krieg. [ … ] Das Haus in der Schöneckstraße wurde von der Stadt Freiburg für das Wiederaufbaubüro gemietet. Ab Sommer 1946 verwaltete die Kreisstelle für Vermögenskontrolle das Haus. Am 18. November 1947 erhielt Mathilde Feist ihr Haus wieder zurück. Der größte Teil der Möbel war jedoch nicht mehr auffindbar. Wilhelm Zimber gab zu, einen Teil davon übernommen zu haben, seiner Aussage nach hätten aber die Franzosen den größten Teil mitgenommen.“ (Quelle 6, S. 94)

RICHARD FEIST (also Faist or Faißt) was born on February 25, 1874 (also 1871) in Frankfurt. His father’s name was Eduard Feist. From 1926 on, RICHARD FEIST worked as a lawyer at the Freiburg District Court. In his lecture on the „Jewish“ lawyers in Freiburg during the Nazi era, the local lawyer and city councilor Michael Moos commented: „Richard Feist was a district court councilor in Freiburg. He retired from the judiciary at the age of 55 and was admitted to the bar of the regional court on March 12, 1926. In the Freiburg address calendar 1933 he is still listed in the list of lawyers. In 1934 no longer.“ (Source 31, p. 12).

Together with his wife MATHILDE FEIST née HOLLÄNDER, RICHARD FEIST lived in his own house at Schöneckstraße 6 from 1935 to 1940. Although he had long since converted to the Protestant faith, he was persecuted and humiliated as a Jew by the National Socialists and was no longer able to practice his profession as a lawyer from 1933. This „dismissal“ was done by the Nazis, who initiated the so-called „Law for the Restoration of the Professional Civil Service“ in order to expel all those people whom the Nazis classified as „Jews“ from offices, law firms, medical practices and clinics, the school service and the universities.

On October 22, 1940, RICHARD FEIST, together with his wife and more than 6,400 people of „Jewish“ religion from Baden and the Saar Palatinate were arrested and deported. He was first taken to the Gurs concentration camp and then later on to Chambery. Why the couple FEIST was brought to Chambery can only be guessed at the moment. Was it the large health center in the city where they were to be helped? Was it the great helpfulness of the inhabitants of the town, who were known at the time to be willing to hide „Jewish“ persecutees? Of these Chambery residents – after the Nazi terror – more than 20 have been honored as „Righteous among the Nations“ by the State of Israel.

On February 8, 1944, the Gestapo carried out a large raid in Chambery and arrested, deported and murdered in concentration camps many helpers of the OSE (Jewish Children’s Rescue Organization) office of the city of Chambery. The Résistance (French Resistance Organization) was also very active in this area, which was close to the Swiss border. Due to the various circumstances and the years of persecution and threat of death at any time, RICHARD FEIST did not live to see liberation. The date of his death is given as February 8, 1945 in Chambery. He was 71 years old.

In the book „… like dogs for a piece of bread“ by Andrea Brucher-Lembach, one can read how other Freiburg citizens benefited from the couple’s suffering:

„About a month after the deportation of Freiburg’s Jews, Wilhelm Zimber bought the house of the lawyer Richard Feist at Schöneckstraße 6. He had already negotiated with Feist before the deportation (to Gurs, M.M.). Now, with the help of the Freiburg police department, which had been responsible for the property of the Jews left behind since the deportation, he brought the purchase contract to a conclusion. The furniture of Richard Feist and his wife Mathilde was partly taken over by the Zimber family, the rest was auctioned off by bailiff Fischer. The Zimbers were able to move in as early as December 1940. Meanwhile, Richard and Mathilde Feist, both of whom were already over 60 years old, struggled to survive in Gurs. Richard Feist died in February 1945 in a camp in France, his wife survived the war. [ … ] The house in Schöneckstraße was rented by the city of Freiburg for the reconstruction office. From the summer of 1946, the district office for property control administered the house. On November 18, 1947, Mathilde Feist received her house back. However, most of the furniture could no longer be found. Wilhelm Zimber admitted to having taken some of it, but according to him, the French had taken most of it.“ (Source 6, p. 94)

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