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Robertine Kahn

ROBERTINE KAHN geborene KURZ kommt am 1. Februar 1880 in Gailingen auf die Welt. 1908 heiratet sie den Freiburger Kaufmann Wilhelm Kahn; das Ehepaar wohnt in der Schusterstraße 24 im Zentrum der Stadt. Wann ihr Ehemann starb ist uns leider nicht bekannt.

Am 22.10.1940 muss sie mit den Tausenden südwestdeutscher Jüdinnen und Juden ihre Verhaftung erdulden und ihre weitere Deportation in das südfranzösische Lager KZ-Gurs erleiden. Sie wird ihre Heimat nie wiedersehen. Nach über einem Jahr Haft in diesem menschenverachtenden Lager wird ROBERTINE KAHN in das unweit von Toulouse gelegene Nebenlager Récébédou verlegt. Dies geschah im Rahmen einer behördlichen Maßnahme des Vichy-Regimes, nach der den Bedürfnissen der zahllosen älteren und kranken Inhaftierten hier behutsamer begegnet werden sollte. Was in dem übergroßen und überfüllten Lager Gurs einfach umöglich gewesen war. Der Ort liegt in der Nähe von Portet-sur-Garonne im Dép. Haute Garonne und gehört zur Région Midi-Pyrénées.

Dies geschieht zumindest anfänglich mit Erfolg. In diesem „Camp-hôpital“ können 1.400 Personen in einer ehemaligen Pulverfabrik unterkommen, bei relativ entspannter Bewachung und mit freiem Zutritt für die Presse und für diverse karitative Organisationen – was zumindest für eine positive Außendarstellung des Nazi-Regimes nützlich ist.

Für viele der aus dem süddeutschen Raum verschleppten Betroffenen wird Récébédou dann aber (- nach Gurs) zum zweiten und für die Gefangenen verhängnisvollen Deportationsort in Frankreich. ROBERTINE KAHN überlebt dort den harten Winter 1941/42 mit Kälte, Krankheiten, dem Mangel an Verpflegung und ärztlicher Versorgung und in der Folge mit sehr vielen Todesfällen. Auch sie selbst kann den unmenschlichen Bedingungen schließlich nichts mehr entgegensetzen: ROBERTINE KAHN verstirbt am 12. Januar 1942 im Alter von 62 Jahren in Récébédou.

STOLPERSTEIN-Verlegung für ROBERTINE KAHN am 27.5.2011 in der Freiburger Schusterstr. 24. Ebenso trägt ein Gedenkstein ihren Namen, welcher im Rahmen des Gedenkprojektes für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens in Neckarzimmern errichtet wurde; Bilder dazu sind im Internet zu finden.

Quellen: keine persönlichen Dokumente in den betreffenden Archiven. Diverse Hinweise nur aus dem Internet.

Zusätze: die Funktionen des Lagers Récébédou:

– zuerst als Internierungslager v.a. für Spanienflüchtlinge, von einer alten und verlassenen Pulverfabrik ausgehend;

– später als camp-hôpital für ca.1.500 Personen eingerichtet – vor allem für Gurs-Gefangene ab 1941;

– nach Beginn 1942 als Transitlager für die im Rahmen der „Endlösung“ bestimmten Deportationen über KZ-Drancy in den Osten benutzt. So werden 749 jüdische Inhaftierte in drei Convois in das KZ-Auschwitz und andere Lager in Osteuropa verschleppt und dort in den Gaskammern ermordet;

– Schließung des Lagers im September 1942.

Recherche : Peter Künzel, Projekt STOLPERSTEINE in FREIBURG.

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