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Stefan Edwin Meier

STEFAN EDWIN MEIER gehört zu den wenigen Nazi-Opfern, nach denen in Freiburg eine Straße benannt wurde. Geboren wurde er am 6. November 1889 in Neustadt/Schwarzwald. Schon früh verlor er seine Eltern, die Mutter, als er ein Jahr alt war und mit elf Jahren den Vater. Seine Kindheit verbrachte er bei Verwandten in St. Georgen, bei denen er hart arbeiten musste. Das dürfte seine Sensibilität für soziale Fragen geweckt haben. Schon mit 17 Jahren wurde STEFAN MEIER SPD-Mitglied, von 1909 bis 1922 war er Parteisekretär der SPD Oberbaden. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete er als Expedient bei der sozialdemokratischen Zeitung Volkswacht. Am Krieg 1914 bis 1918 nahm er als Fahrer eines Divisionspfarrers teil.

Stets setzte sich STEFAN MEIER für bessere soziale Verhältnisse wie Krankenversicherung und Urlaubsanspruch für alle ein. 1924 wurde er in den Reichstag gewählt, dem er bis zur Machtübergabe an die Nazis 1933, angehörte. Er arbeitete mit im Finanzausschuss. „Das schönste an Berlin“, soll er geäußert haben, „ist der D-Zug nach Freiburg.“

Mit seiner Frau Emma Meier hatte er zwei Kinder: Sohn Richard und Tochter Margarete. Richard starb 1957. Er war verletzt aus dem II.Weltkrieg zurückgekommen. Margarete Huber-Meier, 1923 geboren, war bei der STOLPERSTEIN-Verlegung für ihren Vater in der Merianstraße 11 mit ihrer ganzen Familie dabei und weiß noch heute viele Geschichten über ihn zu erzählen. Am 17. März 1933 war er mit 23 anderen Freiburger Sozialdemokraten und einigen Kommunisten in sogenannte Schutzhaft genommen worden – nach einem Friseurbesuch, wie seine Tochter sich erinnert. Alle Bücher aus der Volkswacht­Redaktion seien damals verbrannt worden. Ein Jahr lang wurde STEFAN MEIER im KZ Ankenbuck gefangen gehalten. Als er am 9. März 1934 entlassen wurde, musste er sich verpflichten, sich künftig „jeder marxistischen wie überhaupt jeder staatsfeindlichen Betätigung zu enthalten“. Mehrere (zwei?) Jahre lang musste  STEFAN MEIER sich jeden Tag bei der GESTAPO melden.

Nach wie vor betrieb der  sozialdemokratische Politiker seinen Tabakladen und -großhandel, mit dem er sich 1922 in Unterlinden ein zweites berufliches Standbein geschaffen hatte. Der Laden wurde nach Aussagen der Tochter ein beliebter Treffpunkt für Nazi-Gegner. Der Vater habe den Widerstand unterstützt. Freunde hätten ihm zur Flucht ins Ausland verhelfen wollen, doch er habe abgelehnt. Deutsche Filme und Radiosender seien von ihm von 1933 an boykottiert worden. Die Hakenkreuzflagge zu hissen habe er sich geweigert. Am 18. Juni 1941 wurde STEFAN MEIER erneut verhaftet. In der Eisenbahnstraße, wo er sein Auto geparkt hatte, soll ihn eine Nachbarin in ein Gespräch verwickelt und vermutlich in eine Falle gelockt haben. Er wurde denunziert, weil er sich negativ über Hitler geäußert habe : „Hitler wird den Krieg nicht gewinnen“. Ein Sondergericht verurteilte STEFAN MEIER wegen „Wehrkraftzersetzung“  zu drei Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte.

Seine  Denunziantin wurde später zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Drei Jahre, bis zum 21. Juli 1944, war STEFAN MEIER im Zuchthaus Bruchsal inhaftiert, wo er von seiner Frau regelmäßig besucht und auch mit Lebensmitteln versorgt wurde. Nach den scheinbaren Entlassungen aus Zuchthaus und Gefängnis wurden  die Gefangenen, unter der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, regelmäßig in KZ’s  weiter deportiert, sodass es keine wirklichen Entlassungen in der Nazi-Zeit gab. Danach wurde STEFAN MEIER in das KZ Mauthausen gebracht. Am 1. August 1944 gelang es STEFAN MEIER noch zwei Briefe an die Familie zu schreiben. Über einen Mittelsmann erhielt diese im September 1944 aber die Nachricht von STEFAN MEIERs Tod. Die offizielle Version lautete, er sei am 19. September 1944 im Krankenhaus an akuter Herzschwäche gestorben. Er sei aber nie herzkrank gewesen, weiß die Tochter. Ein Informant ließ die Familie wissen, er sei erschlagen worden. STEFAN MEIER wurde 54 Jahre alt ermordet. Im darauffolgenden Oktober hielt der Pfarrer der Martinskirche eine Messe für den Ermordeten, obwohl er vorher aus der katholischen Kirche ausgeschlossen worden war, weil er eine evangelische Frau geheiratet hatte.

Emma Meier und ihre Kinder überlebten die Nazi-Zeit. Sie führte das Geschäft ihres Mannes weiter und ernährte damit ihre Familie. Als sehr mutige und starke Frau wird sie von der Tochter geschildert. Am 27. November 1944 wurde ihr der nächste Schicksalsschlag zugefügt: Beim Bombenangriff auf Freiburg wurden Haus und Laden getroffen und brannten nieder. Nach 1945 bot der Einzelhandelsverband der Familie Meier Geschäftsräume in der Rathausgasse 28 an, wo Mutter und Tochter den Tabakladen weiter betrieben. Später zogen sie um ins Nebenhaus. Der Tabakladen in der Rathausgasse 26 existiert bis heute und wird von einem Enkel STEFAN MEIERs weitergeführt.

Erst 1950 wurde das Unrechtsurteil des Sondergerichts gegen den STEFAN MEIER aufgehoben, der damit endlich eine späte Rehabilitierung erfuhr.

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